Es gibt Geschichten, die fast unglaublich sind. In den letzten Tagen bin ich auf Neutral-Moresnet gestoßen. Das war ein kleines staatenloses Gebiet zwischen Preußen und den südlichen Niederlanden (später Belgien).
Nach Napoleons Niederlage war dieses Gebiet wegen der dort vorhandenen Bodenschätze zwischen den beiden Ländern im Wiener Kongress strittig. Dort wurde Galmei abgebaut, das für die Herstellung von Zink und Messing notwendig war.
Das 3,4 km² große Gebiet liegt 7 km südwestlich von Aachen. Bei seiner Entstehung im Jahr 1815 lebten in Neutral-Moresnet 256 Menschen, im Jahr 1858 wurden 2575 Einwohner gezählt, kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges waren es 4668.
Im Jahr 1907 wollten Esperanto-Anhänger das Gebiet zum ersten Esperanto-Staat der Welt ausrufen. 1908 verlegte der Weltbund der Esperanto seinen Hauptsitz nach Moresnet. Dort fanden Kongresse statt. Gastwirte schilderten ihre Lokale mehrsprachig aus. Auch heute noch gibt es hier Sprachkurse.
Mit dem Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919 erhielt Belgien die volle Souveränität über das Gebiet, das dann Kelmis genannt wurde.